Mittwoch, 22. Dezember 2010

Nach dem Urlaub

Am 15. November hatte ich dann morgens um 7:30 Uhr einen Termin im Krankenhaus.
Mein Mann hat mich begleitet. Wir sind davon ausgegangen, dass man uns sagen wird, wie es nun weitergeht, wann die OP ist, wie die Chemo aussehen wird usw. Und das wir nach spätestens einer Stunde wieder gehen können.
Wie sagt man so schön?! Es kommt immer anders als man denkt. ;-)
Wir kamen also morgens pünktlich an und nachdem meine Krankenkarte eingelesen wurde und die ersten Formalitäten geklärt waren, empfing uns Schwester Martina. Sie ist Brustkrankenschwester in dem Krankenhaus.
Sie war eigentlich sehr nett. Aber im nachhinein gesehen, bin ich mit ihr nicht warm geworden.
Sie fragte mich, ob ich denn wisse, warum ich hier bin. Was ist denn das für eine Frage?! Natürlich weis ich das. "Na dann können wir ja ganz offen reden".
Sie fing an mir zu erzählen, das ich einen schnellwachsenden Tumor habe und schmückte mir in den schönsten Farben aus, wie weit er schon gewachsen sein könne und wo er in meinem Körper schon überall Metastasen hinterlassen haben könnte. Wie gesagt könnte! Es könne auch so sein, dass zuerst eine Chemo gemacht wird, da ich ja die besagte schnellwachsende Variante habe und das erst später die OP kommt. Aber genaueres würde mir dann der Oberarzt sagen, da er ja besser bescheid wüsste.
Na toll! Gruselkabinett ist gar nichts dagegen. Ich wurde immer stiller und kleiner auf meinem Stuhl und zwischenzeitlich staunte ich, dass ich sogar noch lebend vor ihr sitze, denn ihren Ausführungen nach zu urteilen ist das schon ne Sensation.
Sie nahm mir dann nach einer gefühlten Ewigkeit Blut ab und fragte mich noch über Krankheiten, anderen Operation usw aus. Ich konnte ihr mitteilen, dass ich bisher nie etwas hatte und immer gesund war. Worauf sie lächelnd antwortete: "Na dann machen wir Sie jetzt erst mal krank."
Na das nenne ich doch mal jemanden positiv aufbauen. So motiviert man Menschen. Motivationstrainer kann sie wohl nicht werden.
Ferner drückte sie uns einen Zettel in die Hand mit Stationen, die wir heute noch zu durchlaufen hätten. Dazu gehörte das Röntgen der Lunge (um schon mal Metastasen in der Lunge auszuschließen), Herzecho, EKG und das Narkosegespräch.
Aber zuerst erfolgte das Gespräch mit dem Oberarzt.
Er sagte uns, dass zu erst operiert wird und zwar am 22.11., da der Tumor eine Größe von 1,8 cm habe und damit noch zu den kleinen zählt. Puh! Die erste Erleichterung. Die Chemo wird dann danach erfolgen. Wie lange sie genau dauert könne er aber noch nicht sagen, da es auch davon abhängt, ob Lymphknoten betroffen sind, wenn ja wieviele und wie genau der Tumor sich zusammen setzt.
Ich habe mich auch dazu entschieden, mir während der OP einen Port für die Chemo setzten zu lassen. Dann muss das später nicht ambulant gemacht werden.
Ein Port ist wie ein kleines ca 1,5 cm großes Töpfchen, der am Schlüsselbein unter die Haut gepflanzt wird. Es ist dort ein kleiner Schlauch dran, der in die Hauptvene des Herzens gesetzt wird. Bei der Chemo braucht man dann keinen Zugang mehr zubekommen, denn es wird immer wieder der Port benutzt.
Nach knappen 8 Stunden hatten wir dann endlich alles erledigt. Wir waren mitlerweile auch fertig mit den Nerven und die Ansprache von Schwester Martina rumorte noch Tage in meinem Kopf.
Es mag Menschen geben, die an die ganze Sache vollkommen gelassen heran gehen, aber Menschen wie ich, können sich da wunderbar reinsteigern.
Am Abend telefonierte ich dann mit meiner Tante die immer noch im sonnigen Süden sitzt und die erzählte mir, dass das Routineuntersuchungen sind. Na toll! Das hatte Schwester Martina vergessen mir zu erzählen.
Also bin ich doch noch am Leben. Freu! Ein Lichtblick!

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